Leishmaniose

Was ist Leishmaniose?
Leishmaniose ist eine sogenannte Mittelmeerkrankheit (Leishmania – Leismaniose), die durch Stiche der Sandmücken, auch Schmetterlingsmücken (Gattung Phlebotomus) genannt, übertragen wird. Sandmücken gibt sie in allen mediterranen Ländern, in Regionen von Tunesien, Griechenland, Türkei, Portugal, Südfrankreich, Spanien, den Kanaren, Sizilien, aber auch in Deutschland (bisher nur Baden-Württemberg) und der Schweiz.

Was man über Sandmücken wissen muß
Sandmücken sind in der Regel zwischen März und Oktober aktiv und fliegen nur nachts, etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang bis eine Stunde vor Sonnenaufgang. Ihre maximale Flughöhe beträgt 3 Meter, nur „gelbes Licht“ lockt sie höher. Neonröhren, Energiesparlampen oder Quarzlampen haben kein gelbes Licht. Aufgrund ihrer winzigen Größe sind Sandmücken in windstarken Gebieten (z.B. in den Bergen, direkt am Strand) selten, aber möglich. Eine Sandmücke braucht für einen Stich ca. 5 Minuten und sticht daher nur schlafende Lesewesen, die sie nicht abwehren.

Der Übertragungsweg
Leishmaniose ist eine weltweit vorkommende Parasitose mit unterschiedlichen Krankheitsbildern bei Mensch und Tier, bei der die Erreger (Leishmanien) durch den Stich der Sandmücke übertragen werden. Eine direkte Form der Ansteckung, über Blut oder Speichel ist NICHT nachgewiesen und reine Spekulation. Weiterhin ist die Übertragung über die Plazenta im Mutterleib bekannt. Die Übertragung erfolgt jedoch nicht zwangsläufig. Es kann innerhalb des Wurfes einer infizierten Hündin sowohl infizierte wie nicht infizierte Welpen geben. Einige Welpen weisen einen Antikörpertiter auf, ohne selbst infiziert zu sein. Der Titer geht in solchen Fällen innerhalb des ersten Lebensjahres zurück. Ein aussagefähiger Test ist daher bei Welpen und Junghunden erst frühestens mit 10 – 12 Monaten möglich. Auch Menschen können von den befallenen Mücken gestochen werden, allerdings kann das menschliche Immunsystem damit umgehen, das des Hundes im Normalfall nicht. Eine Direktübertragung vom Infizierten zum Gesunden ist allerhöchstens bei direktem Blutkontakt theoretisch möglich.

 

Beachten Sie auch: Wenn Sie mit Ihrem Hund in Urlaub fahren, besteht das gleiche Risiko für ihren „deutschen“ Hund durch eine Sandmücke gestochen zu werden und Leishmanien übertragen zu bekommen! Auch wurden in Deutschland schon seit einigen Jahren Sandmücken in einigen Bundesländern nachgewiesen, es handelt sich also nicht mehr um eine „reine Mittelmeerkrankheit“!

Eine Bisswunde reicht hierfür aber nicht aus! Direkte Übertragungen von Tier zu Tier oder Tier zu Mensch wurden bisher nicht nachgewiesen, eine Panikmache oder Angst vor infizierten Hunden ist also völlig fehl am Platze! Hunde, die in Spanien leben oder gelebt haben, sollten mit einem Bluttest kontrolliert werden.

Der Nachweis
Es gibt unterschiedliche Testungen, um die Leishmaniose beim Hund nachweisen zu können. Bluttest: Bei einem Bluttest wird geprüft, ob im Blut des Tieres Antikörper nachgewiesen werden können, es wird der so genannte Antikörpertiter getestet.

Dieses Verfahren ist relativ ungenau da verschiedene Einflüsse das Testergebnis verfälschen können:

1) Der Antikörpertiter kann z.B. hoch sein, weil der mediterrane Hund sich gerade mit der Infektion selbst auseinandersetzt und schon eine natürliche Immunabwehr gebildet hat. Dieser Hund erkrankt nicht.

2) Auch Stress für den Hund kann das Immunsystem durcheinander bringen und zu falschen Ergebnissen führen.

3) Es kann eine „Kreuzreaktion“ mit einer anderen Infektion geben (Ehrlichiose, Babesiose u.a.), d.h. das Immunsystem arbeitet auf „Hochtouren“, ein erhöhter Antikörpertiter wird angezeigt, obwohl der Hund nie eine Sandmücke gesehen hat.

Unter den indirekten Nachweisverfahren hat die serologische Bestimmung von Antikörpern mittels Immunfluoreszenz-Test oder ELISA die weiteste Verbreitung gefunden. Obwohl auch hier Sensitivität und Spezifität mit etwa 80 Prozent recht hoch sind, können falsch negative Ergebnisse bei frisch infizierten Tieren, welche noch keine Antikörper entwickelt haben, auftreten. Der Knochenmark- und Lymphknotentest: Es wird – unter lokaler Narkose – ein Punktat entnommen und mikroskopisch auf Leishmanien untersucht. Dieser Test bringt genaue Ergebnisse.

PCR-Analyse (Polymerase -Kettenreaktion): als direkter Nachweis nach einer Therapie zur Kontrolle, ob noch Leishmanien in Lymphknoten oder Knochenmark vorhanden sind. Dieser Eingriff wird narkosefrei und für den Hund unproblematisch und schnell durchgeführt. Die Krankheit und ihre Symptome: Inwieweit ein Tier überhaupt erkrankt, ist regional unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab:

a) vom Leishmania-Stamm, der mehr oder weniger krankmachend ist (kein Stamm hat sich nur auf Hunde „spezialisiert“),

b) vom Immunstatus und Alter des Hundes (ein gesunder, junger Hund – bis 5 Jahre – kann die Infektion selbst gut bekämpfen) und

c) von der Hunderasse (Bobtail, Schäferhund und Husky) in Italien oder Spanien sind stärker gefährdet.

Die Erreger, Leishmania infantum, äußert sich sekundär über die Haut, primär sind die inneren Organe befallen. Die möglichen Symptome können sein: schleichender Gewichtsverlust, Lahmheit, Trägheit, Appetitlosigkeit, Haarverlust (besonders um die Augen), Schuppenbildung, Hautwunden (oft nässend, meist kreisrund – an Ohren, Kopf, Nasen und an den Beinen), Nasenbluten, Lymphknotenschwellung, Blutarmut (Anämie), „Ausfransen“ der Ohrränder mit Schuppenbildung, Nierenschädigung. Infolge der Tatsache, dass Leishmanien nahezu alle Organsysteme des Körpers befallen können, kann sich die Krankheit sehr vielfältig darstellen. Einem Großteil der erkrankten Tiere ist jedoch das Auftreten von Störungen der Haut gemein. Anhand der Verteilung dieser Störung können Rückschlüsse auf die Prognose der Erkrankung gezogen werden.

symmetrischer Haarverlust und Schuppenbildung: mit 60 Prozent der Fälle häufigstes Krankheitsbild, das vorwiegend Tiere mit intaktem Immunsystem entwickeln; beginnend am Kopf verbreitet sich die Erkrankung am gesamten restlichen Körper.
Hautgeschwüre über Knochenvorsprüngen, an Schwanzspitze und Ohren und im Haut-Schleimhaut-Übergang: betriftt 20 Prozent der befallenen Tiere und deutet auf eine geschwächte Immunabwehr hin. Die Symptome werden einerseits direkt durch die Parasiten hervorgerufen, können aber auch indirekt über eine von Immunkomplexen hervorgerufene Vaskulitis verursacht werden.
Knötchenbildung in der Haut: in die Haut eingewanderte Makrophagen führen zur Ausbildung der Knötchen; weitere Abwehrzellen sind nur geringfügig beteiligt. Die Erkrankung tritt bei etwa 12 Prozent der Patienten auf und weist auf eine ungenügende Immunabwehr hin.
generalisierte Hautdegeneration mit Pustelbildung im Bereich des Körperstammes: Mit 4 Prozent die seltenste Form. Die Pusteln sind mit einer nichteitrigen Flüssigkeit und einigen Parasiten gefüllt. Die Pathogenese dieser Form ist nicht geklärt und es gibt keinen Hinweis auf einen Zusammenhang mit der Immunkompetenz des erkrankten Tieres.
 

Neben den beschrieben Störungen kann die Haut weitere Symptome wie übermäßige Verhornung, Krallenverkrümmung, Nagelbettentzündung und Pigmentverlust im Nasen-Maulbereich ausbilden. Auch die Schleimhäute können betroffen sein. Neben der Erkrankung der Haut sind häufig gleichfalls die inneren Organe betroffen (viszerale Leishmaniose). Je nach Organbeteiligung ist die Ausbildung von Leberentzündungen, Darmentzündungen, Nierenversagen, Blutgefäßentzündungen, Knochenmarkentzündungen, Gelenkentzündungen, Nervenentzündungen und Muskelentzündungen möglich.

 

Therapie
Grundvoraussetzung in jedem Fall ist eine Erhöhung und Stabilisierung des Immunsystems des Hundes. Kein Stress, Geborgenheit, ausgewogenes Futter, innere Ruhe – all das verbessert seine Konstitution, sein Wohlbefinden und stärkt damit sein Immunsystem. Damit wird das Tier in die Lage versetzt, sich selbst mit dem Erreger auseinanderzusetzen und damit fertig zu werden. Besonders Tiere, die keine Symptome zeigen, haben dabei sehr gute Chancen. Eine „Spontanheilung“ ist bei Hunden unter ca. 5 Jahren möglich und auch bekannt. N-Methylglucamin-Antimonat (Handelsname Glucantim) gilt derzeit als Mittel der Wahl in der Behandlung der Leishmaniose. Durch das Medikament werden im Parasiten ablaufende Glykolyse- und Fettsäureabbauvorgänge gehemmt. Die abgestorbenen Leishmanien stimulieren ihrerseits die zelluläre Abwehr. Das Medikament wird nicht im Darm resorbiert und wird daher per Injektion an 20 bis 30 aufeinanderfolgenden Tagen verabreicht. Als Nebenwirkungen sind schmerzhafte Schwellungen im Bereich der Injektion beschrieben, außerdem kann des zur Ausbildung von Magen-Darm-Beschwerden kommen. Am besten verträglich hat sich der Wirkstoff Allopurinol gezeigt, der in der Humanmedizin als Gichtmedikament eingesetzt wird.

Als unterstützende Mittel zur Erhöhung der Immunabwehr können gegeben werden: pflanzlich: synthetisch: Levamisole. Leider sind auch die meisten deutschen Tierärzte nicht ausreichend informiert und tragen dadurch zur allgemeinen Panik und Verunsicherung bei. Je früher bei Auftreten von Symptomen und Erregernachweis mit der Therapie begonnen wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Es gibt für Halter infizierter oder erkrankter Hunde inzwischen gut arbeitende Selbsthilfegruppen. Bitte beachten Sie: Im Umgang mit infizierten Tieren besteht für den Menschen keine Gefahr sich zu infizieren, trotzdem müssen natürlich entsprechende Hygieneregeln (Händewaschen, Vorsicht im Umgang mit offenen Wunden etc.) eingehalten werden, die für Hundehalter sowieso selbstverständlich sein sollten.

Wissenschaftlich gesehen gibt es KEINEN einzigen nachgewiesenen Fall, bei dem sich der Mensch durch seinen Hund infiziert hat, eben weil inzwischen der Entwicklungsweg der Leishmanien bekannt und erforscht ist. Es besteht also absolut kein Grund, „vorsichtshalber“ gesunden Tieren aus südlichen Ländern eine Chance auf ein neues Leben in Deutschland zu verweigern. War man im Urlaub, oder hat man ein Tier aus Spanien zu sich genommen, sollte man ca. 6 – 8 Wochen nach der Adoption einen Mittelmeer-Test beim Tierarzt durchführen lassen (Kosten ca. Euro 80,00).

Besonders für die wachsende Zahl der Hunde, die ihre Halter auf Reisen in mediterrane Länder begleiten, ist die Prognose bei einer Leishmaniose-Erkrankung schlecht. Denn Hunde, die in Leishmaniose-Gebieten leben und aufgewachsen sind, haben sich oft bereits mit der Krankheit auseinandersetzen müssen, ist ihr Immunsystem stabil (und das ist es meist), haben sie einen natürlichen Immunschutz erworben. Sie zeigen dann zwar einen Antikörper-Titer im Test, haben aber KEINE Leishmaniose. zum Seitenanfang

(Quelle: Viele der hier genannten Informationen entstammen unter anderem dem Leishmaniose-Kongress in Sevilla 2002 und u.a. Wikipedia)

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