Zusammenführung von Kaninchen

Welches Kaninchenpaar passt zusammen?

• Kastriertes Männchen und Weibchen: Eine der einfachsten Kombinationen, oftmals verlieben sie sich auf den ersten Blick, aber natürlich nicht immer.
• Weibchen und Weibchen: Manchmal einfach, ab und zu verhalten sie sich kämpferisch.
• Kastriertes Weibchen und kastriertes Weibchen: Klappt meist besser als bei unkastrierten Weibchen.
• Kastriertes Männchen und kastriertes Männchen: Manchmal einfach, manchmal schwierig, gewöhnlich kämpferisch zu Beginn, jedoch nicht unmöglich.
• Unkastriertes Männchen und unkastriertes/kastriertes Männchen: Niemals!
• Unkastriertes Männchen und Weibchen: Niemals! Denn diese Paarung führt ohne jeden Zweifel zu Nachwuchs. Kaninchenbabys sind vielleicht niedlich, aber wer kann garantieren, dass sie alle ein artgerechtes Zuhause auf Lebenszeit bekommen? Es gibt bereits viel zu viele Kaninchen in Tierheimen, die ein neues Zuhause suchen. Ersparen Sie weiteren Tieren dieses Schicksal!
• Unkastriertes Männchen und kastriertes Weibchen: Niemals! Aus dieser Paarung entsteht zwar kein Nachwuchs, jedoch bedrängt der von seinen Trieben beherrschte Rammler das Weibchen permanent. Beide können in dieser Beziehung nur unglücklich werden.

Welche Kaninchen passen zusammen?
• Drei oder mehr Kaninchen: Es hängt von den Geschlechtern, den Persönlichkeiten und auch davon ab, ob zwei der Kaninchen schon ein Paar sind.
• Ein Jungtier und ein erwachsenes Kaninchen: Manchmal schwierig, es funktioniert aber, wenn das Erwachsene tolerant ist.
• Kaninchen unterschiedlicher Rassen: Kein Problem.
• Ein neues Kaninchen zu einem vorhandenen Kaninchen: Es ist einfacher, wenn Sie ein Weibchen zu einem vorhandenen Männchen bringen als ein neues Kaninchen zu einem Weibchen, denn Weibchen sind revierbezogener.
• Zwei Kaninchen zur gleichen Zeit: Sehr einfach, auch wenn sie gleichgeschlechtlich sind. Gewöhnlich ist die neue Umgebung gut, um sie zu guten Freunden zu machen.

Wie wird’s gemacht?
Kaninchen sind extrem territorial. Bei Wildkaninchen beinhaltet das territoriale Verhalten, die Grenzen ihres Bezirks mit bestimmten Geruchsmarken zu markieren. Hierunter fällt das Berühren der Sachen mit dem Kinn, Urinieren und aggressives Verhalten wie Graben, Umkreisen und Kämpfen. Wildkaninchenmännchen neigen dazu, größere Bezirke in Anspruch zu nehmen, während Weibchen sich mehr auf ihr Nest konzentrieren. Bei kastrierten Tieren sind die hormonellen Gründe abgeschwächt, dennoch existiert das territoriale Verhalten. Unter Kaninchen herrscht eine feste Rangordnung, die jedem Tier seinen Platz in der Gruppe gibt.

Die Kaninchen sollten sich vor der Zusammenführung nicht kennen, also bitte nicht vorher Gitter an Gitter halten, damit sie sich schon einmal beschnuppern können, dies schürt nur unnötige Aggressionen. Beginnen Sie die Zusammenführung der Kaninchen in Räumen, die nicht zu ihrem eigenen Territorium zählen (neutrales Gebiet), also dort, wo beide Kaninchen noch nicht gewesen sind. (z. B. Küche, Bad, Garage). Haben Sie ein solches Gebiet nicht, können Sie einen Raum mit Essig reinigen. Dies entfernt die Markierungen, der Bereich wird wieder neutral. Wichtig ist auch, wieviel Platz Sie für die Zusammenführung zur Verfügung stellen. Einerseits brauchen die Kaninchen Platz, um sich zu jagen und auch mal auszuweichen, andererseits müssen sie ihre Rangordnung klären. Ein Käfig ist in jedem Fall zu klein! Beobachten Sie Ihre Tiere. Haben Sie das Gefühl, die Auseinandersetzung ist zum Stillstand gekommen, ohne dass die Rangordnung geklärt ist (jedes Kaninchen liegt in einer Ecke, wenn sie sich zufällig begegnen, gibt es Streit), dann verkleinern Sie den Bereich. Stellen Sie fest, dass das unterlegende Kaninchen sehr ängstlich ist, aber keinen Platz zum Ausweichen hat und damit nie zur Ruhe kommt, vergrößern Sie den Bereich etwas. Versuchen Sie, positive Gefühle des Kaninchens mit dem Partner herbeizuführen, indem Sie viel Abwechslung bieten, Spielzeug und Lieblingsfutter bereitstellen. So schaffen Sie positive Assoziationen bei Ihren Kaninchen, auch wenn die Zusammenführung in einigen Situationen stressig ist.

Beobachten Sie die Kaninchen während der Zusammenführung gut. Idealerweise planen Sie die Zusammenführung am Wochenende. Geben Sie darauf acht, dass Sie viel Zeit mit den Beiden an einem neutralen Ort verbringen. Wenn sie sich nicht bekämpfen, können Sie sie auch allein lassen.

Stellen Sie sich eine Sprühflasche mit Wasser bereit. Wenn Sie Ihre Kaninchen dabei beobachten, wie sie sich schlimm ineinander verbeißen, ohne dass der Unterlegene eine Chance zur Flucht hat, dann besprühen Sie den Angreifer mit Wasser. Dies wird ihn kurz aus dem Konzept bringen und dem Unterlegenen eine Chance zur Flucht bieten. Leider gehen Zusammenführungen unter Kaninchen selten ohne Kampf. Deshalb sollte man nicht ständig eingreifen und versuchen, die Tiere zu schützen. Es sollte möglichst erst dann getrennt werden, wenn eines oder beide Tiere Verletzungen davon getragen haben, die durch einen Tierarzt behandelt werden müssen. Dies können Bisswunden oder Verstauchungen u. ä. sein.

Auch wenn die ersten Tage der Zusammenführung vielleicht stressig sind, es zu Verfolgungsjagden kommt und Fellbüschel fliegen: Hier ist Durchhalten angesagt, bitte die Kaninchen nicht wieder trennen, denn dann beginnt beim nächsten Mal die Klärung der Rangordnung von vorn. Sie muss geklärt werden und für Kaninchen ist das so normal wie Heu fressen.

Auch wenn die Vergesellschaftung bereits nach mehreren Stunden geglückt zu sein scheint, kann es in den folgenden Tagen immer mal wieder zu Streit oder Jagereien kommen. Das ist vollkommen normal und sollte Sie nicht verunsichern. Ebenso kann eine folgende Scheinträchtigkeit des Weibchens dazu gehören.

Ihr Ziel sollte sein, dass die Kaninchen nach erfolgter Zusammenführung nicht mehr getrennt werden. Ist dies in dem eigenen Revier (noch) nicht möglich, sorgen Sie für eine alternative Übernachtungsmöglichkeit, d. h., der neutrale Raum muss ggf. noch ein paar Tage oder schlimmstenfalls Wochen herhalten.

Hilfreich kann die Unterstützung eines kaninchenerfahrenen Menschens sein. Meist ist ein „Fremder“ nicht so ängstlich wie der Besitzer der Tiere.

Eine weitere erfolgversprechende Methode ist „Urlaub für die Kaninchen“. Sie geben Ihr Kaninchen in eine vorübergehende Pflegestelle und erhalten ein Pärchen zurück. Dies ist in fast allen Fällen von Erfolg gekrönt, da die notwendigen Voraussetzungen – neutraler Raum, eine kaninchenerfahrene Person und Zeit – vorliegen. In allen Fällen helfen Ihnen unsere Mitglieder im Verein.

Und letztlich: Was sind ein paar Tage Zusammenführungsstress im Vergleich zu mehreren Jahren Leben mit einem Partner?

Also gönnen Sie Ihren Tieren Gesellschaft, mit Beachtung der Hinweise klappt die Zusammenführung sicher gut!

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